Ego-Shooter in der Zukunft, Ego-Shooter im 2. Weltkrieg, alles schon gesehen, alles schon oft gespielt. Doch der Wilde Westen diente erstaunlicherweise bisher nur selten als Kulisse für zünftige Bleigefechte. Call of Juarez füllt diese Lücke nach langer Zeit wieder.
Wie es sich für einen guten Western gehört, wird eine spannende Geschichte erzählt. Eine Geschichte von einem Jungen, der vom örtlichen Pfarrer überrascht wird wie er blutüberströmt über seinen toten Eltern kniet. Billy muss flüchten. Ein Revolverheld ist er allerdings nicht und so ist er gezwungen, sich bedächtig durch die Level zu bewegen und nur dann zur Waffe zu greifen, wenn er etwas von der spärlich verteilten Munition entdeckt. Glück für ihn, dass die anderen Cowboys nicht sonderlich helle sind und stur ihre Bahnen ziehen. Gelegentlich muss er einfache Rätsel unter Berücksichtigung physikalischer Verhältnisse lösen.
Und stets sitzt ihm Pfarrer Ray McCall im Nacken. Er ist kein gewöhnlicher Geistlicher, er predigt das Wort Gottes lieber mit zwei Revolvern in der Hand. Und so darf man als Spieler beidhändig schiessen, nachladen und mit der Hand am Abzug auch schnelle Feuersalven loslassen. Im richtigen Moment sind sogar Zeitlupen-Duelle möglich, auch hier wieder mit zwei Schießprügeln - cool! Die Missionen des Pfarrers sind umso interessanter, da sich die Gegner hier herausfordernder gestalten, Deckung suchen und Hilfe rufen.
Doch wo auf der einen Seite geschossen und auf der anderen geschlichen wird, verbindet die beiden Charaktere doch eines: Die gelungene Geschichte, die auch als Vorlage für einen Film eine gute Figur machen würde. Gespickt mit vielen Überraschungen und in gekonnter Western-Manier inszenierten Momenten sorgt sie für immer neue Motivation.
Dass die Western-Atmosphäre stimmt, hat Call of Juarez nicht zuletzt der beeindruckenden Grafik zu verdanken. Weit ins Tal erstrecken sich Wiese, Flüsse und Wäldchen. Hier fühlt sich ein Cowboy ganz in seinem Element.